2024 Pfalz - Wein, Wandern und Historie

I Wein und Genuss

 

Im Rebland rund um Maikammer wurden wir landestypisch empfangen. Nach kurzer Wanderung durch die Weingärten hin zum Rand der Pfälzer Berge erwartete uns ein Picknick nach Pfälzer Art:

Woi, Worscht und Weck, was in der uns zugedachten Spielart als Prosecco, Fleischwurst und Laugenbrezel daherkam. Wir waren überwältigt. Manche von uns fassten sogleich Kaufentschlüsse.

Peter, Christoph Abs Freund und Berater für unsere Wanderungen hier rund um Maikammer, hatte alles besorgt und erklärte uns dann zum ersten Mal die Aussicht über das Rheintal von Ludwigshafen und dem dahinter gelegenen Spessart im Norden bis in Richtung Karlsruhe im Süden.

Nach kurzem Weg zurück in die Ebene kehrten wir in der Vinothek Isler ein. Inmitten der Reblandschaft gelegen, dort wo die nördliche und die südliche Weinstraße aufeinandertreffen, beeindruckt sie von Weitem als ein moderner, kastenförmiger Bau mit verglastem Obergeschoss. Manche von uns griffen auf Kaffee zurück, andere entschlossen sich zum ersten Viertele.

 

Abends in unserem Hotel 'Zum goldenen Ochsen' erwartete uns gute Pfälzer Küche und mehr Wein.

Deftige Pfälzer Küche lernten wir auch später noch in verschiedenen Einkehrhäusern entlang unserer Wege schätzen.

 

Mehr Erfahrung mit Wein konnten wir auch 2 Tage später bei der Weinprobe im Immengartenhof sammeln, als uns der junge Immengarten Winzer Weinsorten aus der Region präsentierte: vom Auxerrois über den Sauvignon Blanc, die Scheurebe, den Riesling und den Weißburgunder bis hin zu roten Sorten, im Eichenfass oder im Edelstahltank ausgebaut, und als Krönung eine Kostprobe von der roten Cuvée des Hauses.

 

 

II Wandern

 

Wir haben uns die Genüsse erwandert, was nicht immer ganz leicht war.

 

Am 23.4 von Maikammer nach Hambach und steil hinauf auf dem Handwerker Pfad zum Hambacher Schloss durch frühlingsgrünen Laubwald. Oben wurde die Ankunft mit weiten Blicken über das Rebland und die Rheinebene belohnt. Zurück ging es auf Serpentinenwegen unter der lichten Gewölbedecke hoher Buchen über federnden Waldboden, bedeckt von Heidelbeersträuchern und Heidekraut. Der Weg führte uns bergauf/bergab und schließlich hinunter ins Klausental. Als wir wieder in den Weingärten rund um Maikammer angekommen waren, lockte die Sonne zum Eisgenuss auf der Sonnenterrasse des italienischen Eiscafés in Maikammer. Ein weniger spezifischer, aber dennoch hochwillkommener Genuss.

 

Am 24.4. stand der Kalmit auf unserem Programm. Er ist mit seinen 673 m der höchste Berg des Pfälzer Waldes. Den Aufstieg zum Kalmit haben wir uns etwas verkürzt und sind vom Wanderparkplatz Auerochsenweide aus gestartet. Das Wetter war unbeständig, aber wir waren mit Schirmen, Handschuhen und Mützen gewappnet. Der Weg führte uns durch hohe Laub- und Kiefernwälder hinauf zum 'Felsenmeer' und schlängelte sich dann zwischen großen Felsblöcken hindurch zum Gipfel. Oben angekommen, bot sich der schon vertraute Blick über die Rheinebene aber auch auf das Geschehen am Himmel. Im Norden fielen schon bedrohliche Streifen aus den dunkelgrauen Wolken.

Der Graupelschauer erreichte uns, als wir nach reichlichem Essen im Einkehrhaus den Rückweg antraten. Er dauerte nicht lange, zum Glück. Die weiß bedeckten Schirme konnten bald wieder eingeklappt werden und wir genossen die leicht abwärts führenden Wege über nadelbedecktem Waldboden unter hohem Kieferngewölbe. Erst als wir unser Ziel zur Nachmittagseinkehr erreichten, setzte neuer Graupel ein. Glück gehabt.

 

Am 25.4. führte uns der schmale Pälzer Keschde Weg vom Friedensdenkmal bei Edenkoben zur Villa Ludwigshöhe. Hier war der Wald dichter und niedriger, der Weg weniger steil. Christoph erklärte uns, dass die Esskastanienbäume, die in der Pfalz weitgehend von Rindenkrebs befallen sind, stellenweise auf Stock gesetzt werden, um wieder neu auszutreiben.

Da die neu ausgetriebenen Bäume niedriger sind, ist der Boden bewachsener.

Er wies uns auch auf Weißtannen hin, die in Zukunft Fichten ersetzen sollen.

 

 

III Historie

 

Die historischen Orte, die wir besucht haben, illustrieren die Gegensätze in der Geschichte Deutschlands im 19. Jhd. besonders anschaulich.

Das Hambacher Schloss als Symbolort der Freiheitsbewegung in Deutschland steht in scharfem Kontrast zum monarchischen Lustbau des Bayerischen Königs Ludwig I und dem bombastischen Sieges- und Friedensdenkmal, das den Sieg von 1870/71 Deutschlands über Frankreich verherrlicht.

 

Während die Idee der Freiheit 1832 Studenten, Intellektuelle und einfache Bürger zum Fest auf dem Hambacher Schloss zusammenrief, um das Endes der Vielstaaterei in Deutschland zu fordern, konnte sich König Ludwig I von Bayern 1845-52 noch ein Lustschloss als Sommerresidenz

in seiner Pfälzischen Provinz errichten lassen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon hatte abdanken müssen.. Gegen Ende des Jahrhunderts entstand unter den Bürgern vielerorts der Wunsch, den Triumph über Frankreich mit einem Denkmal zu feiern. So entstand von 1893-99 in der Nähe von Edenkoben das sog. Sieges- und Friedensdenkmal, das die Themen Einigkeit, Sieg und Frieden feiern soll. In einer zum Tal hin offenen Halbkuppel zeigt es die Wappen Bayerns und Preußens und die der vielen Kleinstaaten in Deutschland, sowie das Halbrelief Bismarcks als Befürworter des Krieges gegen Frankreich. Davor steht im Freien das Standbild eines jugendlichen Reiters, der einen Olivenzweig als Friedenssymbol emporstreckt.

 

Im Hambacher Schloss haben wir die Ausstellung zur Geschichte des Hambacher Fests besucht und konnten im angrenzenden Raum unseren demokratischen Bekennermut testen.

Die Villa Ludwigshöhe, sowie die dazugehörigen Nebengebäude werden derzeit noch restauriert. Deshalb haben wir sie nur von außen bewundern können.

Am Sieges- und Friedensdenkmal haben wir unsere Wanderfahrt mit einem Gruppenbild beendet und Christoph für die Vorbereitung und die Organisation unserer Pfalzwanderreise gedankt.

 

 

Bericht: Anne Münstermann-Wolf